Katzenerziehung: Vorwissen
Katzen sind bekanntermaßen Raubtiere und leben meist als Einzelgänger. Sie sind aber sehr wohl in der Lage, in größeren Sozialverbänden zu leben, wenn ausreichend Ressourcen (Futter, Wasser, Platz) zur Verfügung stehen. Dort existieren dann auch eine Hierarchie und bestimmte Regeln. Leben Katzen allein, gehören das Markieren eines Reviers und seine Verteidigung sowie die Konkurrenz um das Futter zum normalen Verhalten.
Anders als beim Hund erhält man als Katzenbesitzer keinen so großen Vorschuss an Kooperationswilligkeit: Katzen sind eher Opportunisten und lernen schnell, was für sie wichtig ist. Dafür sind sie auch bereit, sich anzustrengen. Die Kooperation einer Katze muss man sich also ein wenig verdienen; es muss für sie attraktiv werden, mit uns Menschen zusammenzuarbeiten (z.B. über Futterbelohnung). Diese Eigenschaften haben wahrscheinlich dafür gesorgt, dass nach wie vor oft behauptet wird, Katzen ließen sich nicht erziehen.
Katzenerziehung für Anfänger
Wenn Sie sich eine Katze anschaffen, planen Sie rechtzeitig, was sie alles können soll (z.B. Einstiegen in eine Transportbox, Benutzung der Katzentoilette) und beginnen Sie mit dem Einzug des Tieres in den Haushalt mit der Katzenerziehung. Seien Sie von Anfang an konsequent, bleiben Sie dran und üben Sie regelmäßig! Umso schneller wird die Katze das Gewünschte lernen und sich auch besser in den häuslichen Alltag einfinden. Es ist einfacher, eine kleine Katze zu erziehen; ein älteres Tier hat bereits seine Eigenarten und festen Verhaltensweisen. Doch Sie können auch eine erwachsene Katze erziehen – es bedarf nur etwas Ausdauer!
Voraussetzungen für gelingende Katzenerziehung
Nicht nur die Katze soll sich benehmen: Ihnen als Halter kommt eine große Bedeutung zu! Schaffen sie zuallererst ein katzengerechtes Umfeld. Hierzu zählen
- ausreichend viele und saubere Katzentoiletten
- gesundes Futter
- immer frisches Wasser zur freien Verfügung
- kuschelige Liege- und Versteckplätze
- Rückzugsmöglichkeiten
- Ausguckmöglichkeiten
- Abwechslung, Bewegungsanreiz (Spiel), ggfs. Freigang
- Aufmerksamkeit, Streicheleinheiten (je nach Katze unterschiedlich beliebt)
Damit schaffen Sie ein Umfeld, in dem sich die Katze wohlfühlen und ihren natürlichen Bedürfnissen nachgehen kann. Dies ist die beste Vorsorge gegen unerwünschtes Verhalten und die Entwicklung von Verhaltensstörungen.
Optimal ist es, wenn Sie ein gutes Verhältnis zu Ihrer Katze haben. Regelmäßige ungeteilte Aufmerksamkeit, ob nun mit Spiel, Kraulen oder gemeinsamem auf-dem-Sofa-schlafen baut eine gute Bindung auf und erleichtert die Katzenerziehung.
Grundlagen guter Katzenerziehung
Die Erziehung der Katze sollte auf folgenden Pfeilern stehen:
- positive Bestärkung: Vermeiden Sie Bestrafung! Strafen bedeuten Stress und können das unerwünschte Verhalten eher noch verstärken. Stattdessen: Auch kleine Fortschritte anerkennen und belohnen. Mit positiver Stimmung lernt Katze viel leichter und schneller!
- Geduld: Geben Sie Ihrem Tier Zeit! Es kann zwei Wochen oder länger dauern, ehe ein neues Verhalten wirksam eingeübt ist bzw. alte Muster abgelegt wurden. Üben Sie möglichst täglich, wenn etwas Neues erlernt werden soll und gehen Sie in kleinen Schritten vorwärts.
- Konsequenz: Lassen Sie nicht nach! Wenn Sie etwas wirklich durchsetzen wollen, müssen Sie das immer tun. So sind Sie für Ihre Katze ein verlässlicher Partner, der weiß, was er will. Wenn Sie immer wieder von der Regel abweichen, verunsichert das Ihre Katze nur – und sie wird es für sich ausnutzen.
Junge Katzen erziehen
Babykatzen erziehen Mama und die Wurfgeschwistern im Hinblick auf Selbstkontrolle, soziales Verhalten und vieles mehr, was sie für ihr späteres Leben brauchen. Gerade die ersten 7 Wochen sind extrem wichtig. Auch die Gewöhnung an den Menschen findet in dieser Zeit statt. Dies sind einige der Gründe, warum Katzenbabys nicht vor der 12. Wochen von der Mutter getrennt werden sollten.
Wenn Sie sich eine Katze aussuchen, wählen Sie ein Tier, das aus einem ähnlichen Lebensumfeld kommt wie Sie (z.B. Haushalt mit Kindern). So haben Sie die beste Chance, dass Ihr neuer Mitbewohner gut mit seinem neuen Zuhause zurechtkommt und Sie beide Freude daran haben. Aus einem menschenscheuen Katzenwelpen eine Schmusekatze zu machen, sollten Sie sich hingegen lieber nicht vornehmen.
In der 12. bis 20. Lebenswoche sollten Sie intensiv die junge Katze erziehen: Unerwünschtes Verhalten sollte konsequent unterbunden werden. Üben Sie z.B. das Einsteigen in die Transportbox, das Zähneputzen oder das Tragen eines Brustgeschirrs regelmäßig, machen Sie einen Routinepunkt im Alltag daraus. Dies senkt den Stress massiv, wenn es notwendig wird, z.B. für den Tierarztbesuch.
Hilfreiche Routine
Die kleine Katze soll lernen, gern und freiwillig in die Transportkiste zu steigen. Machen Sie daraus ein Spiel: Setzen Sie das Kätzchen in die Box und lassen Sie es von dort direkt in ein Spiel starten, z.B. das Jagen einer Papierkugel oder eines Bandes. Kleine Katzen sind für so etwas meist zu begeistern. So verknüpft sie etwas Positives mit der Box. Auch hilfreich ist es, aus der „Transport“box eine „Wohn“box zu machen. Stellen Sie sie als weitere Liegehöhle in der Wohnung auf, ausgestattet mit einer kuscheligen Decke. So gehört sie ganz selbstverständlich zum Inventar.
Tipps
Mit der Konditionierung auf etwas Positives (Futter, Clicker: Dabei wird der Katze mit Futterbelohnung beigebracht, dass ein kleines „Klick“-Geräusch als positive Bestärkung zu verstehen ist. Der Clicker kann nach der Konditionierung als Belohnung für erwünschtes Verhalten genutzt werden, es braucht dann kein Futter mehr.) sollten Sie ruhig früh ansetzen. Je eher Kätzchen dies als Belohnung kennenlernt, desto länger hält es und verbessert Ihren Standpunkt, wenn Sie etwas Neues etablieren möchten.
Für viele Katzenhalter wichtig: Die verlässliche Nutzung des Katzenklos. In der Regel ist dies völlig unproblematisch: Die kleinen Kätzchen nutzen gern die Katzentoilette, weil Katzen sehr reinliche Tiere sind und ihren Kot und Urin verscharren möchten. Dass trotzdem einmal etwas daneben geht, sollte kein Grund für Stress sein: Nach dem Malheur das Kätzchen in die Toilette setzen, um ihm zu zeigen, wo es eigentlich hinsoll. Wichtig: Ruhig immer wieder den Weg dahin zeigen und darauf achten, dass dieser nie versperrt ist.
Wie sieht Katzenerziehung konkret aus?
Ein deutliches „Nein“ und ein Unterbinden der Handlung sind schon erlaubt. Bieten Sie Ihrem Kitten (oder der erwachsenen Katze) danach aber auch eine Alternative an. Also:
- Katze aus dem Vorhang pflücken und am Kratzbaum zeigen, dass man da klettern kann.
- Katze vom Bett heben und auf den Liegeplatz setzen.
- Katze aus dem Blumentopf nehmen und in die Toilette setzen – oder nach draußen bei Freigängern
Grundsätzlich sei gesagt: Ist Katzen langweilig, machen sie gern auch mal „Mist“. Daher bei übermütigen Katzen mit einem Band, Papierkugeln und Katzenspielzeug richtig Schwung in den Tag bringen und schon ist der Schabernack vergessen. Selbst Freigängerkatzen bekommen ab und zu ihre lustigen 5 Minuten und brauchen etwas Unterhaltung. Körperteile wie z.B. Finger sollten Sie lieber nicht als Spielzeug einsetzen – das kann sehr schmerzhaft werden.
Es muss aber nicht immer Spielen sein: Die Katze freut sich, wenn Sie täglich etwas mit ihr tun, bei dem sie mitreden kann. Das kann auch Bürsten oder gemeinsames „Buddeln“ im Garten sein. Sie hat dann ein Gefühl von Gefühl von Kontrolle, ungeteilter Aufmerksamkeit und Wertschätzung.
So bitte nicht!
Gewalt hat in der Katzenerziehung nichts verloren. Zeitungsrollen, fliegende Hausschuhe und das grobe Packen im Genick sind tabu! Sie schmerzen, zerstören das Vertrauen zwischen der Katze und Ihnen und sorgen obendrein eher für mehr Stress als für erwünschtes Verhalten. Auch das Tippen der Nase in die Ausscheidungen ist in der Katzenerziehung passé. Atmen Sie tief durch, auch, wenn Sie etwas fürchterlich nervt! Dann setzen Sie konsequent durch, was Sie eigentlich möchten.
Katzenerziehung für Profis
Wenn Sie Ihren Stubentiger geistig etwas fordern möchten (z.B., weil der sonst aus Langeweile Blödsinn macht), kann der Clicker ebenfalls ein gutes Hilfsmittel sein. Neben dem Erlernen erwünschten Verhaltens lernen manche Katzen sogar kleine Kunststücke und haben richtig Freude daran. Nur bitte keinen Druck aufbauen! Dann verliert der Clicker seinen Sinn.
Wenn Erziehung nicht reicht: Verhaltensstörungen
Zeigt die Katze andere als ihre natürlichen Verhaltensmuster, wurde ihre Anpassungsfähigkeit überschritten, man spricht dann von Verhaltensstörungen. Aber auch unerwünschtes Verhalten wie z.B. Harnmarkieren kann für alle Beteiligten extrem belastend sein. Daher: Wenn Ihr Liebling unsauber wird oder die Nächte durchschreit, aggressiv und / oder verwirrt und ängstlich ist, zögern Sie bitte nicht einen Experten zu konsultieren! Mögliche körperliche Erkrankungen sollten ausgeschlossen werden. Und dann kann ein professioneller Verhaltenstierarzt helfen: Er kennt sich besonders gut mit den Bedürfnissen und Verhaltensweisen von Katzen aus und sieht Punkte in Wohnung und Alltagsablauf, die einem als Besitzer oft nicht klar sind.
Katzenerziehung: Fazit
Mit viel Geduld und Ausdauer können Sie Ihre Katzen erziehen. Das Ausmaß ist unterschiedlich je nach Katze, aber ein harmonisches Zusammenleben ohne die Zerstörung des Inventars ist definitiv möglich!
©Anicura