Das Ohr des Hundes
Das Hundeohr gliedert sich in äußeres Ohr, Mittel- und Innenohr. Der äußere Gehörgang verläuft erst senkrecht nach unten, dann knickt er ab und verläuft waagerecht bis zum Trommelfell. Deshalb wird bei einer Untersuchung immer das Ohr sanft nach oben und zur Seite gezogen, um bis zum Trommelfell blicken zu können. Mit dem Trommelfell beginnt das Mittelohr: Darin befinden sich die sogenannte Paukenhöhle, eine Art Blase mit dünner knöcherner Wand, und die Gehörknöchelchen (Hammer, Amboss, Steigbügel), die den Schall ins Innenohr weiterleiten. Im Innenohr sind dann der Hör- und Gleichgewichtssinn angesiedelt.
Was ist eine Ohrenentzündung?
Eine Ohrenentzündung (Otitis) bezeichnet die Entzündung von Teilen oder des gesamten Ohres. Dabei kommt es zu klassischen Entzündungsanzeichen wie Schmerz, Schwellung, Rötung, Erwärmung und eingeschränkter Funktion (z. B. Gleichgewichtsstörungen).
Je nach betroffenem Teil wird die Otitis wie folgt benannt:
- Otitis externa: Entzündung des äußeren Gehörkanals
- Otitis media: Entzündung des Mittelohrs
- Otitis interna: Entzündung des Innenohrs
Häufig geht eine Otitis externa mit einer Otitis media einher. Besonders, wenn sie länger besteht, steigt das Risiko für eine Mittelohrentzündung.
Wie entsteht eine Otitis beim Hund?
Es gibt viele mögliche Ursachen für eine Otitis externa beim Hund:
- Allergien (Überempfindlichkeitsreaktionen wie Futtermittel-, Umgebungs-, Kontaktallergien, Arzneimittelreaktionen)
- Infektionen mit Parasiten, Hefepilzen oder Bakterien
- Tumoren (Krebs)
- Fremdkörper (Grannen, Pfropf aus Ohrenschmalz)
- Autoimmunerkrankungen, Verhornungsstörungen (selten)
Sogenannte prädisponierende Faktoren für eine Otitis sind solche, die deren Entstehung begünstigen: Wenn der Hund Hängeohren hat, steigert dies z. B. sein Risiko, an Ohrenentzündung zu erkranken, da die Belüftung schlechter ist. Gleiches gilt für Hunde, die häufig schwimmen gehen und deren Ohren nicht optimal trocknen. Die warme Feuchtigkeit bietet einen guten Nährboden für Krankheitserreger. Ein enger Gehörkanal, wie er bei Cockern häufig vorkommt, erleichtert auch das Entstehen einer Ohrenentzündung. Manche Hunderassen haben zudem besonders wässriges oder besonders fettiges Ohrensekret, das ebenfalls Otitis begünstigt. Nicht zuletzt spielen auch die Hundehalter eine Rolle: Wird das Ohr häufig mit aggressiven Mitteln gereinigt, kann schneller eine Ohrenentzündung entstehen.
Als perpetuierende Faktoren bezeichnet man Bedingungen, die die Aufrechterhaltung der Otitis externa befördern: Eine bestehende Mittelohrentzündung fördert die Außenohrentzündung. Hat sich der äußere Gehörkanal durch die Otitis bereits verändert, ist verengt, weist einen höheren Feuchtigkeitsgehalt auf, etc. stört dies bei der Abheilung der Entzündung enorm.
Eine Mittelohrentzündung entwickelt sich meist aus einer Otitis externa. Sie kann aber z. B. auch über eine Rachenentzündung ausgelöst werden, dies kommt allerdings eher selten vor.
Die Innenohrentzündung entwickelt sich meist aus der Mittelohrentzündung, sehr selten werden Keime über das Blut in das Innenohr getragen.
Symptome von Otitis beim Hund
Eine Otitis externa macht sich meist über schmutzige Ohren, Kopfschütteln, Kratzen an den Ohren und ggfs. eine Kopfschiefhaltung bemerkbar. Auch vermehrtes und verändertes Ohrensekret und ein starker Geruch aus den Ohren sind kennzeichnend. Der Hund möchte an den Ohren nicht berührt werden und macht Abwehrbewegungen, wenn man es versucht. Gelingt doch ein Blick in die Ohren, sieht man den angeschwollenen Gehörgang und häufig schlägt einem ein unangenehmer Geruch entgegen.
Ist eine Otitis media entstanden, kommt es zusätzlich – oder allein – zum Schmerz beim Berühren und Öffnen des Kiefers, zu Kopfschiefhaltung und einer Lähmung des Gesichtsnerven, die sich durch z. B. ein hängendes Lid oder Maulwinkel bemerkbar macht. Auch ein Einsinken der Augen in die Höhlen und eine Engstellung der Pupille treten auf.
Bei einer Otitis interna kann es zum Verlust des Hörsinns und zu Gleichgewichtsstörungen kommen, die sich in Bewegungsstörungen, im-Kreis-laufen, Umfallen nach einer Seite o. Ä. äußern. Auch Erbrechen, Schielen und Augenzittern (Nystagmus) kommen vor.
Otitis beim Hund: Diagnose
Wenn Ihnen eines oder mehrere der genannten Symptome an Ihrem Vierbeiner auffallen, kontaktieren Sie bitte Ihren Tierarzt. Eine rasche Behandlung z. B. einer äußeren Ohrenentzündung verhindert, dass sich eine Mittelohrentzündung überhaupt entwickelt oder aus einer akuten Problematik ein chronisches, dauerhaftes Problem entsteht. Außerdem ist Otitis für die Hunde sehr unangenehm und schmerzhaft.
Der Tierarzt wird Ihren Liebling gründlich untersuchen und neben den Ohren auch den Rest des Körpers begutachten. Hier können nämlich Hinweise auf die Ursache der Erkrankung zu finden sein, die wiederum wichtig für die Behandlung sind, z. B. Hinweise auf eine Futtermittelallergie. Nach der äußeren Begutachtung werden die Ohren auch mit dem Otoskop (Ohrenspiegel) untersucht, einer Lupe mit Beleuchtung und aufgesetztem Trichter, die den Blick bis zum Trommelfell ermöglicht. Erschrecken Sie nicht über etwaige heftige Reaktionen Ihres Hundes: Wie beim Menschen, ist auch ihnen eine Ohruntersuchung eher unangenehm, schon, wenn sie gesund sind. Daher kann bei schmerzhaften Ohren die Reaktion natürlich noch stärker ausfallen. Manchmal ist eine kurze Sedation mit Beruhigungsmitteln notwendig, um die Ohren wirklich gut untersuchen zu können.
Aus dem Ohr können auch Tupferproben entnommen werden zur Untersuchung auf z. B. Parasiten, Hefepilze (Malassezien) und Bakterien, die häufig alleine oder in verschiedener Kombination, für eine Ohrenentzündung verantwortlich sind.
Weitere Untersuchungsmöglichkeiten bestehen mit dem Video-Otoskop und bildgebenden Verfahren wie Röntgen, CT oder MRT.
Behandlung der Ohrenentzündung
Wichtig ist es, die Otitis beim Hund möglichst zügig und grundlegend zu behandeln, damit keine negativen Folgeschäden eintreten oder das Problem immer wieder auftritt. Es ist z. B. wenig hilfreich, die Ohrenentzündung zu behandeln, wenn die zugrundeliegende Futtermittelallergie weiterhin besteht, denn dann werden sich die Ohren immer wieder entzünden oder gar nicht erst komplett abheilen. Der Ursachenforschung kommt daher eine große Bedeutung zu, damit nachhaltig behandelt werden kann.
Der Tierarzt wird die Ohren gründlich reinigen, ggfs. in einer Kurznarkose spülen. Letzteres ist oft notwendig bei länger bestehenden Entzündungen, einseitigen Problemen (nur ein Ohr betroffen) oder bei z. B. sehr festem, hartem Ohrenschmalz. Dabei können auch gleichzeitig Medikamente angewendet werden, die die Ohrenentzündung lindern. Die meisten beinhalten eine Kombination aus Antibiotikum, entzündungshemmenden Mitteln und Antimykotikum (pilzabtötendes Mittel). Auch, wenn die Ursache z. B. in einer Allergie begründet ist, kann eine zusätzliche bakterielle Infektion die Ohrenentzündung verschlimmern und muss unbedingt mitbehandelt werden. Hunde, die unter sehr schmerzhafter Ohrenentzündung leiden bzw. bei denen die Erkrankung lange anhält, erhalten zusätzlich Schmerzmittel. Sind Parasiten an der Otitis beteiligt, werden sie durch entsprechende Mittel abgetötet.
Manche Hunde benötigen aber auch einen operativen Eingriff, etwa, wenn sich ein Tumor im Gehörgang befindet, oder wenn die Otitis auch durch langanhaltende Behandlung nicht geheilt werden kann. Durch eine Operation kann die Belüftung des Ohres verbessert werden, was die Entstehung von Otitis verhindert oder deutlich mindert.
Haben Sie Geduld! Die erfolgreiche Behandlung einer Ohrenentzündung beim Hund kann ein wenig dauern. Es sind auch zwischendurch Kontrollen über den Behandlungserfolg nötig Zum Abschluss der Therapie wird der Tierarzt noch einmal tief ins Ohr schauen und eine Tupferprobe entnehmen, um sicherzustellen, dass die Ohrenentzündung wirklich beendet ist.
Bei manchen Hunden steht im Anschluss eine lebenslange Ohrenpflege an. Der Tierarzt wird Ihnen die richtige Anwendung des Ohrreinigers erklären, der u. a. nicht direkt aus dem Kühlschrank angewendet werden sollte (Ihr Liebling wird sonst zunehmend ungehalten reagieren und sich irgendwann nicht mehr anfassen lassen).
Kann ich einer Ohrenentzündung bei meinem Hund vorbeugen?
Zur Ohrenpflege bei Hunden folgende Hinweise:
- Nie (!) selbst mit Wattestäbchen reinigen. Diese schieben Schmutz und Ohrenschmalz tiefer ins Ohr und verschlimmern das Problem eher.
- Keine Haare auszupfen. Dies ist bei gesunden Ohren nicht notwendig und kann bei einer Ohrenentzündung sogar die Probleme verschlimmern.
- Nach dem Schwimmen oder Baden darauf achten, dass die Ohren gut und vollständig trocknen.
- Wenn Sie kleinere Verletzungen o. Ä. sehen, können Sie diese desinfizieren. Grannen in der Ohrmuschel vorsichtig schnell mit den Fingern entfernen bzw. sofort zum Tierarzt, da diese immer tiefer wandern und dann im Trommelfell feststecken.
- Geben Sie keine Spülflüssigkeiten oder Öl ins Ohr, ohne mit dem Tierarzt darüber zu sprechen. Wenn das Trommelfell beschädigt ist, können diese ins Mittelohr gelangen und mehr schaden als nützen.
Wenn Ihr Hund bereits Ohrenentzündung hat, fragen Sie Ihren Tierarzt ruhig, was Sie zu Hause tun können. Manche Hunde empfinden eine Wärmflasche oder warme Kompresse als angenehm. Sie lindert die Schmerzen und lässt Sekrete besser abfließen.
Otitis beim Hund: Fazit
Die Otitis beim Hund ist eine sehr häufige Erkrankung, die unbedingt zeitnah und ursächlich behandelt werden muss. So vermeidet man einen langwierigen Verlauf und Folgeschäden. Außerdem ist sie für die Hunde sehr unangenehm und meist auch schmerzhaft.